Bau des Monats 05-06/2025
Umbau Triemlistrasse
Das Atelier Candrian Meier hat in Albisrieden ein zeittypisches Mehrfamilienhaus der 1940er-Jahre aufgestockt und angebaut. Aus dem schlichten Haus mit sechs identischen Wohnungen wurde ein aussergewöhnliches Gebäude mit acht facettenreichen Einheiten.

sein Nachbar (Foto: Federico Farinatti)
Welches Ziel bezweckte das Bauvorhaben?
Mit der Aufzonung der Liegenschaft an der Triemlistrasse sollte der Wohnraum im Sinne einer inneren Verdichtung vergrössert werden. Der Erhalt des bestehenden Gebäudes und die damit verbundene Weiternutzung sparte einerseits graue Energie und entspricht andererseits der städtebaulichen Qualität des Quartiers, indem die Zweispännertypologie und der schmale Baukörper erhalten wurden.
War ein Abbruch jemals ein Thema? Wenn ja, weshalb wurde er verworfen?
Aufgrund verschiedener baurechtlicher Besonderheiten stellte sich heraus, dass die Erhaltung des bestehenden Bauwerks erhebliche Vorteile gegenüber einem Neubau hatte. Der Gewässerabstand zum an der Nordwestgrenze der Parzelle fliessenden Bächlein hat sich in den letzten 80 Jahren um 3-5 Meter vergrössert und hätte einen kleineren Neubau mit einer unregelmässigen Gebäudegeometrie zur Folge gehabt. Ausserdem wäre eine Anzahl obligatorischer Parkplätze erforderlich gewesen, die auf dem kleinen Grundstück gar nicht realisierbar gewesen wäre. In diesem Zusammenhang wäre wegen der Bushaltestelle vor dem Gebäude auch die Garagenzufahrt bestenfalls unbefriedigend gewesen.

(Foto: Federico Farinatti)
Gibt es Qualitäten im Bestand, inkl. Aussenraum, die das Projekt beeinflusst haben?
Die bestehenden drei Gebäude aus den 1940er-Jahren weisen die für das Viertel typische Struktur auf: einfache Zweispänner mit knapp geschnittenen Wohnungsgrundrissen, die die Dimensionen der Gebäude bestimmen. Durch die Beibehaltung der Dimensionen und des Treppenhauses konnten die Erschliessungsbereiche weiterhin gut und natürlich belichtet werden. Die Raumflucht durch die Wohnungseingänge und das ganze Gebäude geht noch auf den ursprünglichen Grundriss zurück. Wir konnten diesen zentralen Erschliessungskorridor auflockern und grosszügiger gestalten.
Wie gross war die Eingriffstiefe? Welche Bauteile wurden wie instandgesetzt, ertüchtigt oder ersetzt?
Die Eingriffstiefe war gross. Um die beträchtliche Vergrösserung der Wohnfläche mit den geforderten Vorschriften in Einklang zu bringen (dass z. B. Schlafzimmer auf der strassenabgewandten Seite untergebracht werden müssen), wurde das bestehende Gebäude grundlegend umgebaut sowie energieeffizienter gestaltet. Die Grundstruktur inklusive der Treppe wurde erhalten, ebenso einige der inneren Wände und alle Geschossdecken.
Worin bestand die grösste Herausforderung?
Die Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich ist auf Ersatzneubauten ausgelegt. Eine umfassende Umgestaltung von Bestandsbauten ist nicht ausreichend abgebildet. Beispielsweise muss die Gebäudehöhe auf das «gewachsene Terrain» vor dem Erstellungsjahr 1940 zurückgemessen werden. Dies führt dazu, dass oftmals sowohl die maximale Geschossigkeit als auch die erlaubte Gebäudehöhe nicht erreicht werden können. Zudem wurde das Kellergeschoss des Bestandes aufgrund seiner Lage im Gelände als Vollgeschoss eingestuft, was ein schmerzlicher Verlust von Wohnfläche im Dachbereich bedeutete.
Welche Erkenntnisse haben Sie bei der Arbeit an diesem Projekt gewonnen?
Die Arbeit mit dem Bestand erzeugt Reibung, sowohl in der Planung als auch in der Ausführung. Diese Reibung kann von uns Architekten produktiv genutzt werden, für neue, unkonventionelle Lösungen. Gleichzeitig erfordert sie ein Mehr an Planungsaufwand, insbesondere während der Realisierungsphase. Zudem ist es unabdingbar, dass die Bauherrschaft voll und ganz hinter dem Projekt steht und den eingeschlagenen Weg mitgeht.

Grosszügigkeit (Foto: Federico Farinatti)
Welche Vorarbeiten wurden geleistet, bevor das Vorprojekt beauftragt wurde?
Zwei unterschiedliche Planungen für Ersatzneubauten durch andere Architekturbüros führten nicht zu einem architektonisch zufriedenstellenden Projekt, das rechtlich genehmigt werden konnte. Die Bauherrschaft trat dann mit dem Wunsch nach einer Umbauvariante an uns heran. Mit Varianten überprüften wir die Machbarkeit, und die Bauherrschaft entschied sich anschliessend für einen Umbau.
Gab es Vorbilder/Referenzobjekte, an denen Sie sich orientiert haben?
Es gab keine übergeordnete Referenzen. Natürlich haben wir uns aber innenräumlich inspirieren lassen, zum Beispiel von Lux Guyers Bädern oder Rudolf Olgiatis Aktivierung von Funktionsräumen als Raumschichten. Ein wichtiges Thema ist der Kontrast zwischen räumlicher Dichte und räumlicher Weite. Dieses Thema taucht in vielen Häusern von Olgiati auf.

verbunden (Foto: Federico Farinatti)

eingestuft. Als Folge daraus entstanden atmosphärische Wohnräume im Erdreich
(Foto: Federico Farinatti)
Was würden Sie oder die Bauherrschaft rückblickend anders machen/angehen?
Für die baurechtliche Bestandesgarantie mussten die Decken und Aussenwände zwingend erhalten bleiben. Für diese Bauteile trafen wir während der Planung Annahmen und entwickelten entsprechend Konstruktionen, die keine absolute Planungssicherheit boten. Während der Ausführung mussten wir auf die materialschwachen Holzbalken-Hourdisdecken und die nur minimal vermörtelten Klinkeraussenwände reagieren, was zum Teil zu aufwändigeren Lösungen als geplant führte.
Kennwerte des Umbaus Triemlistrasse
Mengen, nach SIA 416 | vorher | nachher |
---|---|---|
Gebäudevolumen (GV), m³ | 1'850 | 3'110 |
Geschossfläche (GF), m² | 620 | 1'035 |
Hauptnutzfläche (HNF), m² | 360 | 670 |
Funktionale Einheiten (FE), Stk. | 6 | 8 |
BKP 1 Vorbereitungsarbeiten | 25'000 | |
BKP 2 Gebäude | 4'050'000 | |
BKP 4 Umgebung | 55'000 | |
BKP 5 Baunebenkosten | 80'000 | |
BKP 9 Ausstattung | ||
BKP 1-9, CHF | 4'210'000 | |
BKP 2, CHF/m³ GV | 1'300 | |
BKP 2, CHF/m² HNF | 6'040 | |
BKP 2, CHF/Stk. FE | 506'250 | |
BKP 1-9, CHF/m³ GV | 1'350 | |
BKP 1-9, CHF/m² HNF | 6'280 | |
BKP 1-9, CHF/Stk. FE | 526'250 | |
Energiebezugsfläche EBF, m² | 462 | 869 |
Heizwärmebedarf Qh, kWh/m²a | 326 | 84 |
Grenzwert Qh,li für Umbauten, kWh/m²a | 80 | 80 |
Heizwärmebedarf Qh, in % des Grenzwertes | 408 | 105 |
Elektrizität, inkl. Wärmepumpe, kWh/m²a | 19 | |
Gesamtenergiebedarf (Heizwärmebedarf + Elektrizität), kWh/m²a | 326 | 103 |
Energieerzeugung | Ölheizung | Erdsonden |
Eigenenergieversorgung erneuerbare Energie (PV, SK, Umweltwärme), kWh/m²a | k.A. | |
Art der erneuerbaren Energie | PV-Indachanlage | |
Lüftungskonzept: | ||
Luftschallschutz Decke Di, dB (mind. ≥ 52.0 dB nach SIA 181) | 56.0 | |
Trittschallpegel Boden L', dB (max. ≤ 55.0 dB Umbau gemäss SIA 181) | 52.0 | |
In welchem Umfang sind Bauteile ertüchtigt worden? | ||
Musste eine massgebliche Reduktion beantragt werden? | nein | |
Erfüllungfaktor αeff nach SIA 269/8 oder gem. Merkblatt SIA 2018 | k.A. | |
nach welcher Norm berechnet? | k.A. | |
Nachhaltigkeitslabel | - | |
Treibhausgasemissionen Erstellung und Betrieb gem. SIA 2040, THG (kg CO2-eq/m²a) | k.A. | |
Wohnungszugänglichkeit gem. BEHIG? | nein | |
Wohnungen vollständig behindertengerecht anpassbar? | nein |
Eckdaten
Bauwerkname | Umbau Mehrfamilienhaus Triemlistrasse |
Ort | Triemlistrasse 113 8047 Zürich |
Auftragsart | Direktauftrag |
Jahr der Fertigstellung | 2024 |
Baujahr Bestand | 1941 (Architektur: unbekannt) |
Bauweise | Massivbau, Holzbalkendecken mit Zementhourdis |
Bauherrschaft | privat |
Architektur | Atelier Candrian Meier, Zürich |
Bauleitung | Constancio-Bauleitung GmbH |
Fachplaner | Ferrari Gartmann AG, Chur (Bauingenieur) Huonder + Partner, Wallisellen (Haustechnikplanung) Gutknecht Elektroplanung, Au/ZH |
Spezialisten | BAKUS, Zürich (Bauphysik) Moser Architektur und Brandschutz, Zürich |